2. Handball-Bundesliga: FSV-Männer mit 23:23 beim VfL BHW Hameln

Unmögliches sofort, die Wunder später

Das Unmögliche sofort, Wunder später - so kann fast die Leistung des FSV in Hameln zusammenfassen. Mit 23:23 (13:11) im letztes Spiel der Saison beim Tabellzweiten VFL BHW Hameln schafften es die Zweitbundesliga-Handballer des Fermersleber SV 1895 als einziger Verein, aus der Rattenfänger-Stadt einen Punkt zu entführen.

Von Kaus Kahmann

Hameln. Riesenjubel nach dem Abpfiff in der Hamelner Rattenfänger-Halle - allerdings nur in zwei Ecken, nämlich dort, wo die Fans des Fermersleber SV konzentriert waren. Noch reichlich drei Minuten waren zu spielen, da lag "ihre" Mannschaft mit 20:23 zurück. Dann trafen Uwe Most und Enrico Sonntag von den Außenpositionen zum 22:23. 40 Sekunden vor Schluß übertrat Hameln beim Angriff - Marco Stange hatte den Ball ohnehin pariert. 15 Sekunden vor Ultimo: Freiwurf vor dem Tor der Gastgeber. FSV-Keeper Marco Stange kam mit nach vorn. Michael Jahns legte schnell auf Kreisspieler Andreas Fink ab, und der markierte wenige Sekunden vor Schluß den 23:23-Ausgleich. Der letzte Wurf der Hamelner sprang von Innenpfosten zu Innenpfosten und wieder ins Feld. Dann brach bei den Fermersleber Spielern und ihren Fans der Jubel aus.

"Eigentlich hatte ich mich auf ein anderes Statement -Glückwunsch an Hameln zum verdienten Sieg usw. - vorbereitet. Jetzt geht der Glückwunsch aber in erster Linie an meine Mannschaft die hier gezeigt hat daß wir gar nicht so weit von der Spitze der zweiten Liga entfernt sind. Das ganze Spiel betrachtet, ist der Punkt für uns verdient. Hameln war vielleicht in Gedanken schon woanders. Da kann das Spiel als bereinigende Wäsche gewirkt haben" so ein hocherfreuter FSV-Trainer Helmut Kurrat.

Sein Gegenüber, der zukünftige SCM-Trainer Alfred Gislason, war da weniger zufrieden: "Meine Mannschaft ist zu überheblich in das Spiel gegangen hat die ganze Woche über nur vom Relegationsspiel gegen Willstättt gesprochen. Als sie dann merkten daß es nicht wie gewünscht läuft, war es zu spät"

Bis auf wenige Ausnahmen diktierten die Fermersleber in Hameln das Geschehen. Bemerkenswert, wie sie durch Treffer von Andreas Fink, Lars Beyreis (je 2), Sebastian Englich,, Michael Jahns und Enrico Sonntag aus einem 6:8-Rückstand bis vor dem Pausenpfiff eine 13:10-Führung zauberten. Bis zur 50. Minute (20:19) sah es gar nach einem Erfolg der Kurrat-Schützlinge in der Höhle des Löwen aus. Erst dann erspielten sich die Hamelner die Drei-Tore-Führung, die sie aber am Ende nicht halten konnten.

,,X-mal haben wir im wir uns die Hüftwürfe von Beyreis angeschaut. Trotzdem hat der hier auf diese Weise fünf Tore werfen können", ärgerte sich Gislason. "Ich bin eben nicht berechenbar, auch wenn man die Wurfbilder studiert", meinte ein lächelnder Beyreis zu diesen Gislason-Worten und bedankte sich bei den Fans: "Gut, daß ihr mit gekommen seid. Ihr habt euren Anteil an dem Punkt." Glückwünsche gingen vor allem an Andreas Fink zum Ausgleichstor. "Ich habe gar nicht richtig mitbekommen, wie du das Tor gemacht hast", meinte einer der Fans. "Ich och nicht", so Finks nicht ganz ernste Antwort.


FSV: Stange, Rüdiger - Jahns (4/1), Beyreis(5),Langen (3), Most (2), Krüger, Krist Fink (5), Englich (2), Sonntag(2), Liesche

Schiedsrichter : Markeli/Stöwer (Strombach/Marienheiode)

Zuschauer: rund 3000

Siebenmeter: FSV 2/1, Hameln 2/2

Strafzeiten: FSV 4. HameIn 5.

Quelle: Volksstimme vom 19.04.99